50 Jahre Schulverband Bischbrunn – 250 Jahre Schulgeschichte im Spessartgrund

Richard Krebs schrieb anlässlich des 50-jährigen Schulverbandsjubiläums einen Zeitungsbericht über die 250jährige Geschichte unserer Schulen, den wir Ihnen nicht vorenthalten möchten:

Der Schulverband Bischbrunn der Spessart-Grundschule feiert am 19. Juli 2019 sein 50jähriges Bestehen. Es ist für uns Anlass auf die rund 250jährige Schulgeschichte der Grundgemeinden zurückzublicken. Außerdem informieren wir über 50 Jahre Schulverband Bischbrunn, früher Oberndorf.

Nach der Schulchronik im „Spessart“-Heft (Ausgabe Juni 1967), das als Sonderausgabe zum 39. Spessartbundesfest in Oberndorf erschienen ist, war die Entwicklung der ländlichen Schulen schon immer problematisch. Vor rund 250 Jahren war für alle Kinder aus Esselbach, Oberndorf und Bischbrunn nur ein Lehrer da, der im Sommer über 200 Kinder zu betreuen hatte. Er hatte Sitz und Schulsaal in Esselbach und wurde, wie die Kirche, von Kurmainz geleitet. Aufgrund des langen Schulweges hatten die Bischbrunner Kinder in den Wintermonaten einen sogenannten Präzeptor. Das war oft ein Schneider, Schuster oder Maurer, der im Sommer seinem Hauptberuf nachging. Unterrichtet wurde in einer Gastwirtschaft. Schließlich traten Missstände auf und die kurfürstliche Regierung versetzte 1782 den in Boxthal freigewordenen Christoph Köhler als ersten selbständigen Lehrer nach Bischbrunn.

Die ganze Gemeinde lehnte sich gegen diese Versetzung auf mit der Begründung, es würden jährlich Unkosten in Höhe von 200 Gulden (100 für den Bürgermeister und 100 für den Lehrer) entstehen, die man nicht tragen könne. Man wolle deshalb wie bisher die Kinder in die „Freischule“ nach Esselbach schicken. Der Widerstand war jedoch zwecklos. Als Köhler bald die beste Schule im Bezirk Aschaffenburg hatte, stand schließlich die Gemeinde für ihn ein und er bekam eine Gehaltsaufbesserung aus der reichen Kirchenstiftung Hessenthal. Er wurde schließlich 1798 nach Laufach versetzt.

Mit der selbständigen Schulstelle in Bischbrunn war seinerzeit der Lehrer in Esselbach nicht einverstanden. Er könne ohne die Bezahlung aus Bischbrunn mit seiner Familie und sieben Kindern nicht leben. Die Regierung sorgte dann noch in diesem Jahr für geregelte Schulverhältnisse.

Oberndorf gehörte zum Schulsprengel Esselbach. Am 3. Dezember 1817 empfahl des Fürstlich-Löwensteinische Herrschaftsgericht in einem Schreiben eine eigene Schule. Da die Gemeinde zu arm war, eine Schule zu bauen und einen Lehrer zu besolden, lehnte der Gemeinderat diese Empfehlung in einem Schreiben am 27. Januar 1828. So blieb es dann auch bis 1878. In diesem Jahr wurden die Mittel zum Schulbau vom Kreis Unterfranken bewilligt. 1879/80 kam es dann zum Bau eines Schulhauses. Der Bauplatz wurde von der Gemeinde zur Verfügung gestellt, die auch die Baulast durch Hand- und Spanndienste (Frondienste) übernehmen musste. Die definitive Trennung vom Schulsprengel Esselbach erfolgte am 1. November 1881. Der erste Lehrer in Oberndorf war Petrus Canisius Hohe aus Esselbach. Schon am 16. Mai 1883 wurde eine zweite Schul-(Lehrer-)Stelle eingerichtet. Die Klassen 1 bis 4 und 5 bis 7, später 8, blieben bis 1963. So blieb es bis am 1. September 1963, als Oberndorf dreiklassig wurde.

Inzwischen war das Schulhaus veraltet und platzte aus allen Nähten. 137 Kinder besuchten damals die Schule in Oberndorf. Der Unterricht wurde in zwei Klassenräumen gegeben. Zuletzt wurden Kinder „ausgelagert“ und im Saal der „Bürgerstube“ beschult. Der Turnunterricht erfolgte mangels Turnhalle auf einer kleinen Wiese bei der heutigen Straße „Zur Flachsdörre“. Da die Bälle oft in benachbarte Gärten und Wiesen flogen, gab es ständig Ärger mit den Anliegern.

Das Foto (Quelle: Richard Krebs) zeigt die alte Oberndorfer Schule. In dem linken Teil waren früher in jedem Stockwerk zwei Klassenräume (1 bis 4 und 5 bis 8) untergebracht. Auf der rechten, vorderen Seite waren die Lehrerwohnungen. Heute sind im hinteren Teil das Rathaus der Gemeinde Bischbrunn und das Gemeindearchiv. Im vorderen Teil die Zweigstelle der Sparkasse Mainfranken und im Obergeschoß eine Wohnung.

In dieser Zeit (Ende der 1960er Jahre) gab es von Seiten der Regierung Bestrebungen für eine Schulreform mit der Bildung von Schulverbänden. Auch damals war der Standort für die neue Verbandsschule zwischen Esselbach, Oberndorf und Bischbrunn sehr umstritten. Jede der Gemeinden beanspruchte den Sitz für die neue Verbandsschule. Da die schulischen Verhältnisse in Oberndorf untragbar wurden, entschloss sich der Gemeinderat mit Zustimmung des Schulamtes und der Regierung zu Planung und Bau einer neuen Schule. Die nachkommenden unteren Jahrgänge waren so stark, dass man schon 1969 mit über 150 Kindern alleine in Oberndorf gerechnet hatte.

Ein „Glücksfall“ für die finanziell nicht gesegnete Gemeinde Oberndorf war die damalige Ablösung der Spessartforstrechte für Laub und Streu durch den Staat. Diese  Mittel flossen mit den staatlichen Zuschüssen in den Bau des ersten Traktes. Später folgten noch die Turnhalle und ein zweiter Bauabschnitt für die Hauptschule, die bei der Gründung des Schulverbandes 1969 aus den Gemeinden Bischbrunn, Oberndorf, Esselbach, Steinmark, Kredenbach, Altfeld, Michelrieth und Oberwittbach bestand und auch heute noch – allerdings als Grundschulverband - besteht. Da nicht alle Schüler aus den Gemeinden in der neu gebauten Hauptschule in Oberndorf (1. Trakt) untergebracht werden konnten, blieben vorübergehend die Schulhäuser in diesen Gemeinden noch in Betrieb und wurden sukzessive eingegliedert. Anfang der 1970er Jahre wurden ein zweiter Bauabschnitt mit Klassenräumen für die Hauptschule und eine Schulturnhalle errichtet. Im Mai 1982 wurden in einem finanziellen Kraftakt (durch den Gemeindezusammenschluss war jetzt die Gemeinde Bischbrunn Bauherr und Baulastträger) schließlich Aula, Fach- und Verwaltungsräume und eine großzügige Außensportanlage errichtet. In einer großartigen Gemeinschaftsleistung von Gemeinde Bischbrunn und den Oberndorfer Ortsvereinen wurde 1995 und 1996 die Aula erweitert. Sie wird seither auch als gemeindlicher und schulischer Veranstaltungsraum genutzt. 2010/11 wurde die Schulturnhalle generalsaniert und auf eine umweltfreundliche Beheizung mit Pellets umgestellt.

Die zurückgehenden Schülerzahlen in der Haupt-, jetzt Mittelschule, machten ab 2012 eine Eingliederung in die Mittelschule Marktheidenfeld notwendig. Dies machte es möglich, dass die in Oberndorf freigewordenen Räume künftig mit den bisher in Bischbrunn und Esselbach beschulten Grundschülern genutzt werden konnten. Die Kosten für die notwendige Generalsanierung und künftige Verwendung der aufgelassenen Schulstandorte Bischbrunn und Esselbach löste wieder leidenschaftliche Diskussionen in Gemeinderäten und Schulverband aus, bis die jetzige Lösung mit „Druck“ von oben durch die Regierung als Zuschussgeber gefunden wurde: Oberndorf ist der einzige Schulstandort für die Grundschule. In Esselbach und Oberndorf wurde eine Offene Ganztagesschule (OGS) eingerichtet, die eine Schülerbetreuung auch an den Nachmittagen gewährleistet. Die Gebäude der Bischbrunner Grundschule, die 1995/96 noch generalsaniert wurden, waren  vorübergehend an die St. Kilianschule Marktheidenfeld bis zur Fertiggestellung des Neubaus vermietet. Sie stehen jetzt leer und warten auf eine neue Verwendung. Die ebenfalls generalsanierte Turnhalle Bischbrunn wird zum Vereinssport und Vereinsveranstaltungen genutzt.

Die generalsanierte Grundschule Bischbrunn, mit Sitz in Oberndorf, wurde am 17. November 2017 eingeweiht und trägt seither den Namen „Spessart-Grundschule“.

Dort wird am Freitag, 19. Juli 2019 von 14.00 bis 17.00 Uhr ein großes Schulfest zum 50. Geburtstag des Schulverbandes gefeiert. Geboten werden ein buntes Programm mit alten Kinderspielen, Basteleien aus alten Zeiten, eine Fotobox, sowie Erinnerungen an den 1. Schultag früher und heute. Das Schulfest wird sicher auch wieder für viele ehemalige Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte Anlass sein, ihre einstige Bildungs- und Arbeitsstätte aufzusuchen und in Erinnerungen zu schwelgen.